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Die Kolumne im Juni: Zu Tisch mit Roland Boosen (Erster Vorsitzender des Bürgervereins Bahnbezirk)

“Wir fühlen uns nach wie vor als Verein für die Bürger im Viertel!”

Der Alexanderplatz hat für den “Bürgerverein Bahnbezirk“ und seinen heutigen Vorsitzenden spätestens seit den 1990er Jahren eine überragende Bedeutung. Nachdem die Stadt den grünen Platz im Herzen des Samtweberviertels 1993 wieder in seinen Ursprungszustand aus den 20er Jahren zurückversetzte,fanden sich bald einige Nachbarn, die bereit waren, bei den nötigen Gartenpflegearbeiten mitzuwirken. Die Anwohner, darunter Bürgerverein-Vorstand Roland Boosen, wurden bereits im Vorfeld in die Grünflächenplanung einbezogen.

Das regelmäßige Pflanzen, Schneiden und Mähen können die älter werdenden Mitglieder des Bürgervereins, die am Platz wohnen, heute nicht mehr bewältigen. Dafür hat der Traditionsverein sich jetzt eine andere Aktivität auf die Fahnen geschrieben, die ebenfalls rund um den Alexanderplatz stattfindet, das Kirschblütenfest. Am 18. April dieses Jahres hat das erste Stadtteilfest unter den blühenden Kirschbäumen stattgefunden und ist von vielen Bewohnern des Viertels begeistert angenommen worden. Der Entschluss, dieses Fest von nun an regelmäßig durchzuführen, ist erst kürzlich von der Projekt-Jury der Nachbarschaft Samtweberei honoriert worden.

Da es am Alexanderplatz keine Gastronomie mehr gibt, findet mein Treffen mit Roland Boosen im Brauhaus Wienges auf der Neusser Straße statt, also ebenfalls im Gebiet des Bürgervereins. Hier im Wienges wird bereits seit 1875 Bier gebraut. Im Inneren dieser historischen Gaststätte mit ihren gescheuerten Holztischen und dunklen Wandvertäfelungen scheint sich zumindest in den letzten 50 Jahren wenig geändert zu haben. Genauso bodenständig mit Schnitzel, Leberkäse, Haxe und Co. gibt sich die Speisekarte. Wir entscheiden uns allerdings für einen leichten Imbiss, eine Tomaten- und eine Erbsensuppe. Ein Obergäriges vom Fass gehört trotz des Interviewtermins mitten im Arbeitstag natürlich dazu.

 

Gegründet wurde der Bürgerverein Bahnbezirk 1898 gar nicht weit entfernt in der damaligen Gaststätte Schmitz Ecke Neusser und Hansastraße (die damals noch Kanalstraße hieß). 23 Jahre nachdem das erste Wienges Bier gebraut wurde, war der Neubau der Gleisanlagen am Rand der Krefelder Innenstadt ein wichtiges Thema, und die von den Bauarbeiten betroffenen Bürger schlossen sich zu einem Selbsthilfeverein zusammen. Entsprechend zieht sich das “Territorium“ des Bürgervereins Bahnbezirk auch heute noch an der Bahntrasse entlang. Sein Gebiet reicht westlich bis zum Nauenweg und östlich bis zum Ostwall. Im Norden bilden auf weiter Strecke Südwall und Lindenstraße die Grenze. Wichtige Felder der Vereinsarbeit sind heute die Organisation des jährlichen Martinszugs, die Veranstaltung von Seniorenfahrten und die Mitwirkung an Kinder-Ferienaktionen wie “Spiel ohne Ranzen“.

Roland Boosen ist bereits seit 1990 Mitglied des Bürgervereins und startete fast sofort als Schriftführer in den Vorstand. Zu diesem Zeitpunkt war er gerade mal seit zwei Jahren Krefelder. “Aus beruflichen Gründen war ich von Köln nach Düsseldorf gezogen und habe da viele Jahre gewohnt“, erzählt er. “Da der Sohn meiner Frau in Krefeld zur Schule ging, haben wir uns überlegt, auch hierhin zu ziehen. So sind wir schließlich am Alexanderplatz gelandet, der damals aber noch nicht so schön war wie heute.“ Inzwischen ist der gelernte Werbekaufmann 70 und im Ruhestand. Der Bürgerverein ist neben seinem Engagement für die Krefelder Tafel und seiner Arbeit in der Bezirksvertretung Mitte ein wichtiges Anliegen. “Ich habe großen Spaß daran, hier im Stadtteil etwas zu bewegen“, erklärt er freudestrahlend. “Unsere größte Herausforderung ist es, mehr jüngere Menschen zu gewinnen. Der Bürgerverein ist 1898 quasi als Bürgerinitiative entstanden, und so verstehen wir uns auch heute noch. Das Kirschblütenfest hat gezeigt, was möglich ist, und genau in dieser Richtung wollen wir weiter arbeiten. Wir freuen uns über jeden, der uns bei unserer Arbeit unterstützt ob jung oder alt, Mann oder Frau, hier geboren oder zugezogen.“

Kontakt zu Roland Boosen:

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