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Die Kolumne im August: Zu Tisch mit Joachim Watzlawik – Kulturmanager, Schulsozialpädagoge und Gründer des Flüchtlingscafés “Sarah”

Krefeld ist mein Leben!

„Herr Watzlawik bringen Sie Leben ins Haus!“ Das war der Auftrag, den Joachim Watzlawik zu Beginn seiner Kulturarbeit für die Krefelder Friedenskirche bekam, und dank des umtriebigen Machers wurde der „Kulturpunkt Friedenskirche“ zu einer wichtigen Krefelder Institution. Nach elf Jahren schien er aus dem Krefelder Kulturleben kaum noch wegzudenken. Trotzdem ging die Ära Watzlawik am Luisenplatz im Frühjahr 2011 zu Ende. Der heute 60-Jährige setzte sein Berufsleben als Schulsozialpädagoge im Gymnasium Fabritianum fort und berät dort jetzt Schüler, Eltern und Lehrer zu schulischen und familiären Problemen.

Für Joachim Watzlawik war das zugleich ein „radikaler Szenewechsel“ und eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Der gelernte Sozialarbeiter arbeitete 25 Jahre als Heilpädagoge im ehemaligen Jugendheim Krefeld-Fichtenhain, betreute dort Wohngruppen und leitete ein Jugendhaus in Kempen. „Früher wurden sogenannte schwererziehbare Jugendliche in geschlossene Abteilungen gesperrt“, erinnert er sich. „Wir haben bewiesen, dass das nicht sein muss. Heute sind Jugendheime wesentlich dezentraler und offener.“ Zur Sozialarbeit kam Watzlawik über die kirchliche Jugendarbeit in der katholischen Gemeinde St. Clemens in Fischeln. „Da habe ich in unserer Teestube viele Programme und Diskussionen organisiert”, erzählt er, “und habe darüber erkannt, dass ich mein Leben nicht als Industriekaufmann verbringen will.“ Die Lehre bei der Verseidag hatte er auf Wunsch seiner Eltern absolviert.

Dass Joachim Watzlawik die Arbeit mit Menschen und der Einsatz für Benachteiligte im Blut liegen, zeigt auch sein neuestes Projekt – das Café Sarah. Hier, in den Räumen der Bürgerinitiative Rund um St. Josef (BI) an der Corneliusstraße, bringt er jetzt jeden Mittwochabend Leben ins Haus. Nur das die Besucherinnen und Besucher weniger kulturinteressierte Bürger sind sondern vor allem Flüchtlinge aus den umliegenden Notunterkünften. „Zu der Zeit als die Meldungen über Security-Übergriffe in Flüchtlingsheimen durch die Medien gingen, saß ich mit ein paar Leuten im Café an der Tannenstraße“, erklärt Watzlawik wie die Idee zum Café Sarah entstand. „Parallel war ich in meiner Schule mit einem irakischen Mädchen konfrontiert, dessen Familie ohne irgendetwas aus ihrer Heimat zu uns gekommen war. Da wurde mir klar, du musst etwas tun. Kurz danach bin ich zur BI und habe zum Leiter Jürgen Ströhmann gesagt ‚Jürgen ich brauche einen Raum‘. Den bekam ich schnell, und seitdem treffen wir uns hier jeden Mittwoch.“

Auch der Tag unseres Interviews ist ein Mittwoch. Damit wir in Ruhe sprechen können, treffen wir uns allerdings vor 20 Uhr, bevor das Flüchtlingscafé beginnt, gegenüber der BI auf den Bierbänken des kleinen, türkischen Lokals „Yol“. Bei Grillspießen, hausgemachten Pasten und Apfelschorle haben wir einen guten Blick auf das bunte Leben und Treiben auf der Corneliusstraße. „Das hier ist mein Viertel“, erklärt Watzlawik freudestrahlend. „Hier gibt es eine bunte Mischung: Kultur, Soziale Einrichtungen und viele nette Menschen. Auch meine erwachsenen Kinder wohnen hier und fühlen sich pudelwohl. Je länger ich in dieser Stadt lebe, desto mehr spüre ich, dass Krefeld mein Leben ist! Mit dem Café Sarah wollen wir den Flüchtlingen dabei helfen, auch in dieser Stadt anzukommen. Das ist unser Beitrag zu einer Krefelder Willkommenskultur!“ Der Name Café Sarah geht übrigens auf eine irakische Schülerin des Fabritianums zurück. “Sie ist inzwischen so gut integriert, dass sie mir als eine ideale Namenspatin für unser Flüchtlingsprojekt erschien“, freut sich Watzlawik.

One Response to Die Kolumne im August: Zu Tisch mit Joachim Watzlawik – Kulturmanager, Schulsozialpädagoge und Gründer des Flüchtlingscafés “Sarah”

  1. Lieber Joachim Watzlawik,
    ich bin die Redakteurin vom KÖPFCHEN, dem Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck und nahm an der Trauerfeier für Jacky Jacobi-van Beek teil, an deren Gestaltung Du wesentlichen Anteil hatten und die ganz gewiss so ausfiel, wie Jacky sie sich gewünscht hat. Dafür möchte auch ich Dir danken.
    Mir obliegt es, Jacky im nächsten KÖPFCHEN angemessen zu würdigen, was mir nicht leicht fällt, gerade weil mein Mann und ich ihm in jahrzehntelanger Freundschaft und Zusammenarbeit verbunden waren.

    An Dich habe ich die Bitte, mir dafür das Manuskript der Worte zur Verfügung zu stellen; die Du in der Feierhalle für ihn gesprochen hast, damit sie bleiben und damit sie auch diejenigen vernehmen, die nicht dabei waren.
    Ich danke Dir im Voraus und grüße Dich ganz herzlich
    Gisela

    Gisela Möller-Pantleon
    Klugestraße 2 b
    70197 Stuttgart
    Tel. 0711-634230

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